Viele von uns Migrant*innen kommen nicht, um das System auszunutzen, sondern um ein neues Leben zu beginnen fernab der früheren Heimat, in der es uns wegen politischen oder gesellschaftlichen Zwängen nicht gut ging. Wir lernen die Sprache, passen uns der Kultur an und tragen zum wirtschaftlichen und kulturellen Wachstum des Landes bei. Zugleich bringen wir Erfahrungen, Ideen und Interesse an der freien europäischen und österreichischen Kultur und Lebensart mit.
Meine Firma besteht seit fast 10 Jahren und ist ein aktiver Teil der österreichischen Wirtschaft. Wie alle Selbstständige und kleine Unternehmen bemühe ich mich, alle Forderungen gewissenhaft und bestmöglich zu erbringen. Durch unsere Steuerzahlungen und das finanzielle Mittragen des Gesundheits- und Pensionssystems leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des sozialen und wirtschaftlichen Gefüges.
Um mich vollständig als Teil dieser Gesellschaft zu fühlen und die gleichen Rechte wie ein EU-Bürger zu erlangen, entschloss ich mich, auf meine kolumbianische Staatsbürgerschaft zu verzichten und die österreichische zu beantragen. Ich durchlief einen Prozess von mehr als einem halben Jahr, um alle notwendigen Dokumente zu beschaffen und die geforderten Prüfungen zu bestehen.
Vor fast drei Jahren habe ich die österreichische Staatsbürgerschaft beantragt, doch ich warte immer noch auf eine Antwort der MA35 in Wien – obwohl das Verfahren gesetzlich auf sechs Monate begrenzt sein sollte. Diese lange Wartezeit und die Tatsache, dass der Staat mich ignoriert, lassen mich spüren, dass meine Rechte weniger wichtig sind als die Pflichten, die ich hier habe und auch nicht hinterfrage.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die MA35 zu kontaktieren, und der mehrmaligen unfreundlichen Antwort: „Ihr Verfahren ist in Bearbeitung, Sie haben kein Recht, uns zu kontaktieren. Wir werden Sie informieren“, war ich leider gezwungen, einen Anwalt einzuschalten, um meine Rechte durchzusetzen und im Einwanderungssystem endlich Gehör zu finden. Allein die Beantragung des österreichischen Passes kostet 2.000 € – einer der teuersten in der EU – und zusammen mit Anwalts- und Gerichtskosten wird sich der Gesamtbetrag voraussichtlich auf ca. 5.000 € erhöhen. Diese Kosten sind leider sehr hoch für mich. Deshalb habe ich eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Jeder Euro hilft. Du kannst auch helfen, indem du diese Nachricht teilst, damit mehr Menschen verstehen, welche Herausforderungen die Migration nach Österreich mit sich bringt. Die Bürokratie stellt viele vor Schwierigkeiten, und es braucht oft sehr viel Einsatz, um die Prozesse zu bewältigen.
Ich bin zutiefst dankbar, hier leben zu dürfen, und habe mich sowohl persönlich, sozial als auch beruflich stark eingesetzt, um die österreichische Staatsbürgerschaft zu verdienen. Ich wünsche mir, nicht nur im Herzen, sondern auch offiziell in diesem Land zu Hause zu sein.
Maicol
Letztes Update November 2025: Trotz einer gewonnenen Beschwerde vor dem Gericht warte ich weiterhin auf eine Antwort vom M35 in Wien.
Seit fast vier Jahren befinde ich mich im Verfahren zur Beantragung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Nach drei Jahren des Wartens und ohne jegliche Antwort des M35 sah ich mich gezwungen, mit großem Aufwand Beschwerde beim Gericht einzulegen. Diese habe ich Anfang des Jahres gewonnen. Obwohl mir das Gericht das Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft zugesprochen hat, verweigert der M35 weiterhin die Ausstellung.
Die einzige Voraussetzung war die Aufgabe meiner kolumbianischen Staatsbürgerschaft – dies habe ich erfüllt, und seit Juli warte ich auf eine Antwort. Dennoch fordert der M35 weiterhin Unterlagen, die bereits vom Gericht geprüft und anerkannt wurden. Damit werden meine Rechte verletzt und mir die Staatsbürgerschaft unrechtmäßig vorenthalten.
Ein diskriminierendes System hat meine Rechte gebrochen, mir die ursprüngliche Staatsangehörigkeit genommen und mir die österreichische verweigert –ohne Pass, ohne Nationalität, ohne Freiheit, das Land zu verlassen.
Gerechtigkeit ist ein Recht für alle!