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Emigranten in Österreich

Die leisen Stimmen der Vielfalt?

Meine Geschichte ist eine, die von der Liebe geprägt wurde. Ich verliebte mich in eine Österreicherin und lies mein Leben in Kolumbien hinter mir, um nach Österreich auszuwandern – ohne große Pläne und ohne zu wissen, welche Hindernisse vor mir liegen würden.

Vielleicht war es Glück oder Schicksal, aber ich fand hier bei meiner Ankunft eine Familie, die mich von Anfang an herzlich aufnahm und mir half, in diesem Land neu anzufangen und mich einzugewöhnen. Umgeben von Menschen, die mich liebevoll und tatkräftig unterstützten, und zugleich fasziniert von der Kultur, dem Frieden und der Ruhe, die ich hier vorfand, beschloss ich, mit meiner neuen Familie hier mein Leben von Grund auf, neu zu beginnen.

Trotz der anfänglichen Ablehnung und Diskriminierung durch den Staat, weil ich aus einem „Drittweltland“ komme und nicht genügend Einkommen hatte, konnte ich mit der Hilfe meiner österreichischen Familie und Freunde alle Hindernisse überwinden.

Seit fast 16 Jahren lebe ich nun in Österreich und fühle mich, als wäre ich hier neu geboren. Dank meiner neuen Familie und meinem sozialen Umfeld habe ich mich mit der hiesigen Kultur verbunden und mich in die Schönheit der Natur, in die Berge, die Ruhe, das Umweltbewusstsein und die sauberen, funktionalen Städte verliebt. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein und ein Leben in Frieden zu führen.

Als jemand, der aus einem Land mit einem ungleichen, korrupten und klassizistischen Sozialsystem kommt, weiß ich die Vorzüge des österreichischen Sozialstaates zu schätzen. Doch auch dieses System hat Schwächen, besonders wenn es um Migration und Integration geht. Menschen wie ich, die ein neues Leben hier aufbauen wollen und versuchen alle Voraussetzungen zu erfüllen, sind meistens mit bürokratischen und rechtlichen Hürden konfrontiert die nicht überwunden werden können.

Trotz meiner Bemühungen, mich zu integrieren, der Gründung eines eigenen Unternehmens, Steuern zu zahlen und die geforderten „offiziellen“ Einkünfte zu erzielen, um die Voraussetzungen für die Staatsbürgerschaft zu erfüllen, habe ich nicht dieselben Rechte wie österreichische Staatsbürger*innen. Obwohl ich die gleichen – und oft sogar mehr – Pflichten habe, darf ich grundlegende Rechte wie das Wahlrecht nicht ausüben. Ich darf nicht wählen, wer mich vertreten soll, und bin nicht politisch repräsentiert, obwohl ich ein aktives Mitglied der Gemeinschaft bin. Menschen in meiner Situation, die ebenfalls aktiv zum Wohlsein dieser Gesellschaft in diesem Land beitragen, sind für den Staat unsichtbar und ihre Stimme leider ist oft zu leise und wird nicht gehört.

Viele von uns Migrant*innen kommen nicht, um das System auszunutzen, sondern um ein neues Leben zu beginnen fernab der früheren Heimat, in der es uns wegen politischen oder gesellschaftlichen Zwängen nicht gut ging. Wir lernen die Sprache, passen uns der Kultur an und tragen zum wirtschaftlichen und kulturellen Wachstum des Landes bei. Zugleich bringen wir Erfahrungen, Ideen und Interesse an der freien europäischen und österreichischen Kultur und Lebensart mit.

Meine Firma besteht seit fast 10 Jahren und ist ein aktiver Teil der österreichischen Wirtschaft. Wie alle Selbstständige und kleine Unternehmen bemühe ich mich, alle Forderungen gewissenhaft und bestmöglich zu erbringen. Durch unsere Steuerzahlungen und das finanzielle Mittragen des Gesundheits- und Pensionssystems leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des sozialen und wirtschaftlichen Gefüges.

Um mich vollständig als Teil dieser Gesellschaft zu fühlen und die gleichen Rechte wie ein EU-Bürger zu erlangen, entschloss ich mich, auf meine kolumbianische Staatsbürgerschaft zu verzichten und die österreichische zu beantragen. Ich durchlief einen Prozess von mehr als einem halben Jahr, um alle notwendigen Dokumente zu beschaffen und die geforderten Prüfungen zu bestehen.

Vor fast drei Jahren habe ich die österreichische Staatsbürgerschaft beantragt, doch ich warte immer noch auf eine Antwort der MA35 in Wien – obwohl das Verfahren gesetzlich auf sechs Monate begrenzt sein sollte. Diese lange Wartezeit und die Tatsache, dass der Staat mich ignoriert, lassen mich spüren, dass meine Rechte weniger wichtig sind als die Pflichten, die ich hier habe und auch nicht hinterfrage.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die MA35 zu kontaktieren, und der mehrmaligen unfreundlichen Antwort: „Ihr Verfahren ist in Bearbeitung, Sie haben kein Recht, uns zu kontaktieren. Wir werden Sie informieren“, war ich leider gezwungen, einen Anwalt einzuschalten, um meine Rechte durchzusetzen und im Einwanderungssystem endlich Gehör zu finden. Allein die Beantragung des österreichischen Passes kostet 2.000 € – einer der teuersten in der EU – und zusammen mit Anwalts- und Gerichtskosten wird sich der Gesamtbetrag voraussichtlich auf ca. 5.000 € erhöhen. Diese Kosten sind leider sehr hoch für mich. Deshalb habe ich eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Jeder Euro hilft. Du kannst auch helfen, indem du diese Nachricht teilst, damit mehr Menschen verstehen, welche Herausforderungen die Migration nach Österreich mit sich bringt. Die Bürokratie stellt viele vor Schwierigkeiten, und es braucht oft sehr viel Einsatz, um die Prozesse zu bewältigen.

Ich bin zutiefst dankbar, hier leben zu dürfen, und habe mich sowohl persönlich, sozial als auch beruflich stark eingesetzt, um die österreichische Staatsbürgerschaft zu verdienen. Ich wünsche mir, nicht nur im Herzen, sondern auch offiziell in diesem Land zu Hause zu sein.

Maicol

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